$Revision: 35 $ $Date: 1999-12-19 12:56:18 +0000 (Sun, 19 Dec 1999) $ $Author: telliogl $
    Lost in Space
   
 

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Lost in Space

Eine Filmkritik von Horst Tellioglu

USA, 1998
Running Length:
USA 130, UK 125, AUS 124 min
Certification:
UK:PG / USA:PG-13 / Australia:PG / Mexico:A / Norway:11 / Singapore:PG
Cast:
Gary Oldman: Dr. Smith/Spider Smith
William Hurt: John Robinson
Matt LeBlanc: Don West
Mimi Rogers: Maureen Robinson
Heather Graham: Judy Robinson
Lacey Chabert: Penny Robinson
Jack Johnson: Will Robinson
Jared Harris: Older Will Robinson
Directed by Stephen Hopkins
Written by Akiva Goldsman
Music by Bruse Broughton

IMDb

  1 1. worum es geht:
  2 Die serie der zeitkugeln und die serie der familie. Verbunden durch die zeitmaschine als paradoxe instanz.
  3 Die entgrenzung: Der Hyperdrive. Die industriellen wucherungen. Die verseuchte erde. Die besiedlung fremder galaxien. Der wagemutige pilot. Die terroristen ohne ziel.
  4 Die rückführung: Das wort familie. Der gezähmte roboter. Seine stimme: Destroy Robinson family! Destroy Robinson family! ... Der roboter, der seine handlungen ankündigt. Die welt retten. Neue familien gründen (Joey und der kalte fisch).
  5 23. kreative technik:
  6

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Der verschwenderische und sorglose umgang mit "sündteurer" technik verweist auf ihre zweckwidrige anwendung, auf einen gebrauch gegen die intention der hersteller und geldgeber, auf eine missachtung ihres immanenten sinns. Eine mögliche folge, wenn die technik nicht wie (vom handbuch) vorgegeben verwendet wird: Arzneimittelfabriken, die chemische kampfstoffe herstellen. Eine andere: Rechner, die zu spielzeug werden und als solches lern- und arbeitskräfte abziehen. Dagegen hilft die totalisierende pädagogik mit einem umdeuten der spielmaschinen zu lerncomputern.
  7 Will Robinson ist ein computer whizz kid, wie sie anfang der 80er von der industrie erfunden wurden, um videospiele kompatibel zum weihnachtsbaum zu machen. Siehst du, damit kann nicht nur gespielt werden, damit kann man auch programmieren lernen! Wie sich herausstellte können das kinder doch nicht so wirklich. Dafür kann in den 90er jahren mit sonyntendo die computer illiteracy geheilt werden, um im erwachsenenleben immun gegen wintel zu sein. Whizz kids sind aber nicht nur aus einer anderen zeit, sie sind auch gefährlich. Sie starten kriege (WarGames) oder bringen den lauf der dinge durcheinander, wenn sie nicht durch die pädagogik zurückgeholt werden.
  8 Im zentrum der handlung von Lost in Space befindet sich dann auch die vom gealterten sohn Will Robinson konstruierte zeitscheibe. An ihr hat er schon als kind herumgebastelt, doch erst in der zeitlinie ohne familie ist ihm der durchbruch gelungen. Sein lebenswerk generiert planetenspaltende zeitblasen. Es löscht familien aus und bringt das böse hervor.
  9 Begleitet wurde er in dieser zeit von einem terroristen, saboteur und ersatzvater, der sich schrecklich verändert und zum bösen wurde. Sein gesicht verfärbt sich schwarz und er bekommt große zehennägel. Aus seinem körper gebirt er spinnen. Durch das unkontrollierte wuchern wird er weiblich - gebärende spinne - oder war er das schon vorher?
  10 So dürfen sich söhne nicht entwickeln. Will Robinson sollte sich ein beispiel an seiner schwester Judy nehmen. Sie ist disziplinierte wissenschaftlerin und hat ihre pornorollschuhe aus Boogie Nights abgelegt. Sie kühlt Joey - der hier als Major Don West verkleidet ist - mit einem glass wasser ab. So ist das also mit dem unterschied zwischen einem vernünftigen (weiblichen) und einem kreativen (männlichen) umgang mit der technik. Und außerdem sollten kinder nicht klüger als ihre väter sein. Es bringt nichts gutes, wenn sie deren aufmerksamkeit erzwingen wollen.
  11 Ein rätsel: In welcher beziehung steht Dr. Judy Robinson zu ihrer familie? Jedenfalls ist sie nicht innerhalb. Sie muss nicht ausbrechen, um ihren vater zu imponieren, wie Will das tut.
  12 42. hyperlinks folgen:
  13 Nur nicht das hyperdrive verwenden, wenn nicht zuvor ausgangsort und zielort erkundet wurden. Erste voraussetzung für den beginn einer kolonisation: Entdecker müssen zum ausgangsort zurückkehren können. Dazu bedarf es bekannter konstellationen, an denen sie sich orientieren können. "We are lost". Das meint einen sprung gemacht zu haben, von dem aus es kein zurück gibt. Wenn wir für zurückgebliebenen verloren gegangen sind, haben wir die konstellationen verloren. Doch muster sind überall dort, wo wir sie finden. Und gefunden werden können sie bekanntlich überall. Es genügt mit den fingern ein paar punkte an die angelaufenen scheiben eines raumschiffs zu malen und linien durch sie zu ziehen. Schon entstehen vertraute gesichter aus unserer kindheit. Bugs Bunny und Porky Pig am fenster. Daffy Duck mit leuchtpistole an den himmel gemalt.
  14 Behandelt wird also die angst davor, einem hyperlink zu folgen - wer weiß, wo wir landen könnten und wer uns unter 198.81.129.99 empfängt. Immer wieder irgendwo ankommen heißt eben nirgendwo ankommen, ewig unterwegs sein. Also auch die angst unterwegs zu sein. Wir könnten uns verlieren.
  15 Dagegen kann jedoch das konzept der familie eingesetzt werden. Alles kann auf die familie rückgeführt werden. Sie kann beschworen werden - "family" das ständig wiederholte wort im film - und sie kann vor allem mitgenommen werden. Doch auch wenn die familie gemeinsam unterwegs ist, gilt es heimzukehren. Das kann nur heißen, daß es um mehr geht als die rückkehr. Vielleicht geht es um die seßhaftigkeit.
  16 Doch wir werden beruhigt und beunruhigt zugleich: In der zukunft ist es möglich gezielt im hyperspace zu navigieren. Wie der weg zeigt, den das raumschiff Proteus auf seiner suche nach der familie zurücklegt. Doch was hilft das, wenn überall im netz spinnen lauern?
  18 77. verweise:
  • Gilles Deleuze, Logik des Sinns, Frankfurt am Main (1993), Original: Logique du sens, Les Éditions de Minuit, Paris 1969
  • David Lewis, Counterfactual Dependence and Time's Arrow, Nous 13 (1979): 455-76
  • David Lewis, The Paradoxes of Time Travel, American Philosophical Quarterly 13 (1976): 145-52
    (Beide artikel sind wiederabgedruckt in David Lewis, Philosophical Papers Vol. II)
  • http://dangerwillrobinson.lycos.com
© 1998
Horst Tellioglu